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„Ich schaffe in Ruhe mehr als in Eile – kann das sein?“ Ein neuro-systemischer Blick auf Zeit, Stress und Flow


Eva Istas | Lebensfreudeatelier

Neulich kam eine Klientin in meine Praxis mit einer interessanten Beobachtung:

„Ich hab das Gefühl, wenn ich Dinge in Ruhe mache, dann schaffe ich irgendwie mehr – obwohl ich langsamer bin. Und wenn ich hektisch und im Stress bin, schaffe ich gefühlt viel weniger. Mein Kopf sagt dann: ‚Das kann doch nicht sein!‘ – aber mein Erleben ist ganz klar: In Ruhe klappt mehr.“

Vielleicht kennst du das auch. Du gehst mit Klarheit und ruhiger Präsenz durch den Tag – und am Abend ist überraschend viel geschafft. An anderen Tagen rennst du gefühlt nur, hetzt durch To-do-Listen und bist trotzdem erschöpft, gereizt – und unzufrieden mit dem Ergebnis.

Was steckt dahinter? Und ist das vielleicht sogar messbar?


1. Der Flow-Zustand: Wenn’s einfach läuft

Im sogenannten Flow-Zustand arbeitest du fokussiert, gelassen, mit Freude und ohne große Ablenkung. Psychologisch spricht man von einem Zustand „voller Konzentration bei gleichzeitigem Wohlgefühl“. Dieser Zustand ist kein Zufall – dein Nervensystem ist dabei reguliert, wach und verbunden.


Vorteil im Flow:

  • Dein Gehirn schaltet in einen optimalen Arbeitsmodus

  • Deine Gedanken sind klar, du arbeitest strukturiert und kreativ

  • Du brauchst weniger Energie, um Entscheidungen zu treffen

  • Die Zeit scheint langsamer zu vergehen – du nimmst mehr wahr



2. Stress & Hektik: Der Überlebensmodus

Wenn du unter Druck arbeitest, schaltet dein Nervensystem in einen Stressmodus (sogenannter sympathischer Zustand im Nervensystem). Das bedeutet:

  • Dein Körper aktiviert Notfallressourcen (Fight, Flight, Freeze - oder gemischte Zustände)

  • Kreative, reflektierte Entscheidungen werden erschwert

  • Du arbeitest unkoordiniert, gereizt oder im Autopilot

  • Die Zeit scheint zu rasen – aber nichts bleibt wirklich hängen



Dieser Zustand ist evolutionär wichtig – aber für Alltag, Familie, Beruf und Kreativität eher hinderlich.


3. Wie unser Gehirn Zeit wirklich misst

Unser Gehirn hat keine „eingebaute Uhr“, sondern es misst Zeit über Veränderungen, Emotionen und Aufmerksamkeit. In Präsenz und Achtsamkeit verlangsamt sich subjektiv die Zeit. Du nimmst mehr Details wahr, registrierst Zwischentöne – und genau das gibt dir das Gefühl, „mehr geschafft“ oder „mehr erlebt“ zu haben.


Im Gegensatz dazu rauscht die Zeit an dir vorbei, wenn du gestresst bist. Es fehlt die Integration, also das bewusste Verarbeiten von dem, was du gerade tust.


4. Das Nervensystem verstehen: Eine differenzierte Perspektive

Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges beschreibt drei Hauptzustände unseres autonomen Nervensystems:

  • Ventral-vagaler Zustand: Hier fühlen wir uns sicher, verbunden und präsent.

  • Sympathischer Zustand: Dieser aktiviert uns für Kampf oder Flucht.

  • Dorsal-vagaler Zustand: Hier erleben wir Rückzug oder Erstarrung.


Traditionell werden diese Zustände als Reaktionen auf Sicherheit oder Bedrohung betrachtet. Gleichzeitig ist entscheidend ist, ob wir sie aus einem Gefühl von Sicherheit heraus erleben (reguliert) oder aus einem Gefühl von Bedrohung (dysreguliert).


Regulierte Zustände:

  • Ventral-vagal: Präsenz, soziale Verbindung, Kreativität.

  • Sympathisch: Lebendige Energie, Spielfreude, Abenteuerlust.

  • Dorsal-vagal: Tiefe Entspannung, Meditation, regenerativer Rückzug.



Dysregulierte Zustände:

  • Sympathisch: Übererregung, Angst, Reizbarkeit.

  • Dorsal-vagal: Erschöpfung, Dissoziation, Rückzug.



Wenn du in Ruhe und Präsenz arbeitest, befindest du dich meist in einem regulierten Zustand. Dein Nervensystem unterstützt dann Integration, Lernen, Kreativität und Verbindung. In diesem Modus kannst du fokussiert und gleichzeitig entspannt arbeiten – der ideale Zustand für nachhaltige Produktivität.


5. Was bedeutet das für dich – und deine Zeitgestaltung?

Wenn du in Ruhe arbeitest (ohne zu trödeln), hast du besseren Zugriff auf dein inneres Wissen, arbeitest effizienter und schonst deine Energieressourcen. Das heißt:

  • Du machst weniger Fehler

  • Du brauchst weniger Wiederholungen

  • Du kannst mehr erinnern und übertragen

  • Du bist am Ende des Tages nicht erschöpft, sondern erfüllt


Fazit:

Ja, deine Beobachtung stimmt – auch wenn dein Verstand zunächst zweifelt. In Ruhe und Regulation schaffst du oft mehr – weil du ganz da bist. Dein Nervensystem ist nicht im Überlebensmodus, sondern auf Wachstum, Verbindung und Integration eingestellt.


Und das ist nicht nur ein „Gefühl“, sondern neurobiologisch und psychologisch erklärbar.


Tipp für den Alltag:

Mach dir zwischendurch kleine Inseln der Präsenz:

  • Atme dreimal tief durch (besonders das tiefe AUS-Atmen hilft bei der Entspannung!!)

  • Spüre deine Füße am Boden

  • Sieh dich kurz bewusst im Raum um und zähle 10 Dinge zu einem bestimmten Thema.

  • Sag dir: „Ich darf in Ruhe machen. So bin ich am kraftvollsten.“


Diese Mini-Impulse helfen deinem Nervensystem, zurück in den regulierten Zustand zu finden – und damit in den Modus, in dem du wirklich, bewusst wirken kannst.


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Dann buch dir jetzt eins der kostenlosen Infogespräche bei mir und wir sprechen mal, wie ich dich individuell begleiten kann. :) oder nimm an der wundervollen Challenge "Tschüss Stress – ich mach das jetzt mal anders!" teil!


Eva Istas | Lebensfreudeatelier

Her mit dem schönen Leben!

Deine Eva

*Heilpädagogische Praxis für Traumaintegration und Potenzialentfaltung*

 
 
 

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Eva Istas
Lebensfreudeatelier
Heilpädagogische Praxis für Traumaintegration und Potenzialentfaltung

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