Wenn Familiengründung alte Wunden weckt – und wie es trotzdem möglich ist gemeinsam weiter zu gehen
- Eva Istas
- 19. Sept.
- 4 Min. Lesezeit
Wie Lotti* und Andreas* zwischen Flashbacks, Fragmenten und Familienidealen ein neues, stabiles Fundament für sich und ihre Kinder bauen

Der Anfang: Lotti & Andreas – wild, frei, verliebt
Lotti und Andreas begegnen sich mit Anfang 20. Es ist diese Zeit voller Energie, Leichtigkeit und einem lauten inneren Ruf nach Freiheit. Nächte, die durchgetanzt werden, die Welt entdecken, Neugier auf das Leben und riesig-große Träume. Sie fühlen sich lebendig und verbunden – trotz der Wunden, die beide aus ihrer eigenen Kindheit mitbringen.
Beide tragen Traumata in sich. Unterschiedlich, verborgen, oft unbewusst. Doch in der Verliebtheit scheint das alles wie weggepustet. Es fühlt sich an, als beginne jetzt das echte Leben – als würde Liebe alles heilen können.

Und dann wächst die Beziehung – mit einem gemeinsamen Zuhause, Kindern und auf einen Schlag: Viele neue Herausforderungen.

Wenn aus Nähe Trigger werden: Flashbacks, Enge, Überforderung
Mit dem ersten Kind wird es plötzlich irgendwie ganz komisch... "Was ist hier los?"
Andreas kommt immer später von der Arbeit nach Hause und wenn er da ist, fühlt es sich für Lotti so an, als wäre er nur körperlich anwesend. Lotti fühlt sich total überfordert mit dem Baby: "Muss das so sein?"
Lotti sucht Wege, Andreas wieder irgendwie nah sein zu können und Andreas fühlt eigentlich nur: "Ich muss hier weg!" - Dabei liebt er Lotti und er will wirklich ein guter Vater und Partner sein, aber es fühlt sich für ihn an wie in einem dunklen Nebel. Wenn er sich allein mit seinen Kumpels trifft, fühlt er sich wie immer. Nur zu Hause fühlt es sich für ihn irgendwie gefährlich an, obwohl da keine echte Gefahr ist...
Mit und mit versteht Lotti: "Hier tauchen alte Wunden auf - Fragmente aus der eigenen Kindheit, vielleicht auch transgenerational. Jetzt haben wir die Möglichkeit zu integrieren und anstatt uns gegeneinander zu wenden, können wir Wege finden, gemeinsam Lösungen zu finden. Für unsere Beziehung und für unser Baby."
So kommt immer mehr ins Bewusstsein:
Unser Körper (der somatische Teil des Nervensystems) reagiert, Emotionen fluten hoch, innere Stimmen melden sich: „Du schaffst das nicht.“„Zu viel Nähe erstickt mich.“„Ich will einfach nur fliehen.“
Diese inneren Botschaften fühlen sich real, bedrohlich, manchmal lebensgefährlich an – obwohl äußerlich alles in Ordnung ist.
Der Alltag mit Kind wird zur Bühne eines inneren Sturms:
Unkontrollierte Triggerreaktionen, die überraschen/erschrecken
Emotionale Überforderung, die lähmt
Schwierigkeiten, Nähe wirklich zuzulassen
Angst, das Kind mit eigener „ungesunder Energie“ zu überfluten
Ablehnung von Momenten, die eigentlich ganz normal sein sollten – und doch belastend wirken

Warum passiert das?
Weil traumatische Erlebnisse in der Kindheit oft unverbunden und abgespalten gespeichert wurden – Schutzmechanismen, die damals überlebenswichtig waren.
Die Elternrolle aber fordert gerade diese Verbindung zu Nähe, Berührung, Verantwortung und Bindung – genau die Themen, die das Nervensystem in Alarm versetzen können.
Elternschaft konfrontiert uns mit unserem inneren Kind, mit alten Verletzungen und ungelösten Gefühlen. Sie kann das System überfordern, wenn es keine sicheren, heilenden Referenzerfahrungen gibt.
Das Konzept „Familie“ wird dann oft zum Zwiespalt:
Schmerz und Ohnmacht, die wir erlebten, werfen lange Schatten
Positive Erfahrungen und Geborgenheit sind kaum mehr spürbar
Rituale, Zusammenhalt, Wärme sind oft verdeckt oder überlagert von Ängsten und Misstrauen
Es fehlt eine Landkarte für „Familie in schön“ (nicht zu verwechseln mit der scheinbar heilen Familie aus der Werbung)
Die Heldenreise beginnt: Rückverbindung und innere Sortierung
In der Beratung lernen Lotti und Andreas:
Ihr Nervensystem zu regulieren, wenn alte Wunden aufbrechen
Den eigenen Schmerz anzunehmen, ohne ihn im Jetzt wieder durchleben zu müssen
Die verletzenden inneren Anteile (Eltern, Bezugspersonen) klar zu benennen und mit Mitgefühl zu entkoppeln
Die Fragmente der Kindheit zu ordnen – wie Puzzleteile, die nicht alle zum eigenen Bild gehören
Mit der Zeit passiert etwas, das früher unmöglich schien:
Die positiven Erinnerungen entkoppeln sich von den schmerzhaften
Kleine Inseln von Wärme, Nähe und Spiel werden wieder spürbar
Und diese neuen Erfahrungen dürfen endlich Platz haben – in der eigenen Familie
Was viele nicht wissen…
Traumatisierte Menschen wählen oft (unbewusst) Partner:innen, die ebenfalls Wunden tragen. Das führt zu einem doppelten Rucksack in der Beziehung:
Beide tragen ihre Geschichten und verletzten Anteile
Beide reagieren aus inneren Überlebensmustern
Und beide sehnen sich nach Heilung – als Einzelne und als Familie
So gut zu wissen: Es reicht, wenn einer beginnt:
Wenn eine Person den Weg geht, lernt sich zu regulieren, Verantwortung zu übernehmen – ohne Schuld, aber mit Klarheit.
Denn Nervensysteme sind miteinander verbunden. Ko-Regulation schafft Sicherheit.Und von dieser Sicherheit breitet sich Heilung aus.

Familiengründung kann dein größter Trigger sein – aber auch deine tiefste Heilung.
Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.
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🤗 Her mit dem schönen Leben
Deine Eva
Heilpädagogische Praxis für Traumaintegration & Potenzialentfaltung

*Anonymisierter Fall aus dem Lebensfreude-Atelier
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